Lackabzüge |
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Bedburg, 07.12.2007 |
Seit 2001 fertige ich, zusammen mit meinem Kollegen Jürgen Bläser, im Rahmen meiner Arbeit bei der RWE Power AG im Braunkohlentagebau Garzweiler und zusammen mit befreundeten Geologen an div. anderen Fundstellen Lackabzüge an.
Die Technik des Lackabzugs (auch Lackprofil, Lackfilm, Bodenprofil, Erdschichtenbild, Sedimenttransferpräparat) wurde in den 1920er Jahren durch den Geologen Dr. E. VOIGT für die Bergung von Wirbeltier-Fossilien des Geiseltales bei Halle (Saale) entwickelt. Eine Fotografie kann wichtige erdgeschichtliche Fakten, die bis in den mikroskopischen Bereich gehen können, nicht so eindrucksvoll und ohne Verzerrungen und vor allem unter Beibehaltung des Originalsedimentes wiedergeben, wie ein Lackabzug.
Durch die inzwischen zur Verfügung stehenden Speziallacke, sowie die Verfeinerung der Arbeitsschritte, wurde die Methode zur heutigen Perfektion gebracht. Das Verfahren erlaubt die naturgetreue Entnahme von Lockergesteinen (z.B. Sand, Schluff, Ton) mit gut sichtbaren sedimentologischen, tektonischen oder paläontologischen Spuren. In aufwändigen Arbeitsschritten werden mit Hilfe von Kunstharzen und Lacken, dünne aber plastische, farbgetreue und strukturierte Schichten eines Böschungsausschnittes herauspräpariert und dauerhaft auf einer festen Unterlage fixiert.
„Geowissenschaftliche Dokumentation beschäftigt sich heute nicht mehr allein mit dem Sammeln und aufbewahren von Fossilien, Mineralien und Gesteinen. Auch die oft nur vorübergehend zugänglichen Profilwände unserer Aufschlüsse sind wichtige geologische Dokumente, die es zu bergen und zu konservieren gilt“, sagte Dr. E VOIGT, anlässlich der Geo-Dokumenta 1975 in Braunschweig.
Unser umfangreichstes Lackabzugs-Projekt war 2005/2006 die Anfertigung des mit 96m² Gesamtfläche größten Lackabzuges der Welt im Elsbachtal im Tagebau Garzweiler.
Im Dezember 2006 habe ich darüber und über Lackabzüge aus dem Tagebau Garzweiler einen Bildband veröffentlicht, um geologisch interessante und optisch schöne Ergebnisse dieser Kunst einem interessierten Leserkreis vorzustellen. Sie können dieses Buch mit persönlicher Widmung direkt beim Autor (siehe Kontakt) bestellen oder über die ISBN-Nr. auch in jeder Buchhandlung erhalten. Eine Leseprobe finden sie in der Abteilung Veröffentlichungen.
Lackabzüge sind etwas sehr natürliches und gleichzeitig auch ein Kunstobjekt!
Die Auswahl der folgenden Fotos will Ihnen genau das vermitteln: Die ersten Fotos sind benannt nach den abgebildeten geologischen Strukturen (eine entsprechende Beschreibungen sehen sie durch anklicken), während die zweite Abteilung frei erfundene Phantasiebezeichnungen trägt.
Im September 2007 kam einer der von uns angefertigten Lackabzüge in den führenden Zeitungen des Rhein-Erft-Kreises und des Rhein-Kreises-Neuss groß heraus, da er der Bundeskanzlerin überreicht wurde - viel prominenter geht es ja nun nicht mehr, wie der Artikel des Kölner Stadt Anzeigers veranschaulicht.
Literaturhinweise:
VOIGT, E. (1949): Die Anwendung der Lackfilmmethode bei der Bergung geologischer und bodenkundlicher Profile
Mitteilungen aus dem Geologischen Staatsinstitut Hamburg
HÄHNEL, W. (1961): Die Lackfilmmethode zur Konservierung geolog. Objekte. Der Präparator, 7.Jhrg. H.4
Geo-Documenta (1975): Lackabzüge: Geologie-Bodenkunde-Archäologie, Braunschweig
GROSS, G. (1989): Herstellung eines Lackabzugs im Lockergestein, (unveröffentlicht) Grevenbroich
LIEVEN, U. (2006): Tagebau Garzweiler, 20 Jahre geologische Dokumentation im Braunkohlentertiär der Niederrheinischen Bucht:
Lackabzüge, geologische Interpretation, größter Lackabzug der Welt. 123 Seiten, 6 Abb., 46 Farbtafeln, DIN A4,
Documenta naturae - Sonderband 43 ISBN: 3-86544-543-8, Verlag Documenta naturae, München
OBERMÖLLER, M. (2007): Boden schreibt Geschichte: Lackprofile - Erdgeschichtliche Abziehbilder. ISBN 978-3-89678-995-2,
Primus Verlag, Darmstadt
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Bedburg, 07.12.2007 |