www.geo-lieven.com Veröffentlichungen Lackabzüge Tgb.Garzweiler Bedburg, 04.12.2006

 

Tagebau Garzweiler - Sedimente, Lackabzüge, Beobachtungen

20 Jahre geologische Dokumentation im Braunkohlen-Tertiär der Niederrheinischen Bucht

 

Erschienen in "documenta naturae" Zeitschrift und Mitteilungsorgan der Paläobotanisch-Biostratigraphischen Arbeitsgruppe (PBA) im Heimatmuseum Günzburg und im Naturmuseum Augsburg, Verlag Documenta naturae, München

 

Sonderband 43, 2006, 123 Seiten, 6 Abb., 46 Farbtafeln, DIN A4,

hochwertiges Chromoxid-Papier, Paperback, ISBN: 3-86544-543-8

 

 

 

Zu bestellen, auf Wunsch mit persönlicher Widmung, direkt beim Autor (siehe Kontakt) oder in jeder Buchhandlung.

 

 

 

 

 

Herr Dr. R. STRITZKE (Geologischer Dienst Krefeld) schrieb im "Zentralblatt für Geologie und Paläontologie", Teil II, Jahrg. 2007, Heft 3/4 darüber folgende Rezension:

 

Der Münchener Palöobotaniker HANS_JOACHIM GREGOR, Herausgeber der Reihe Documenta Naturae und seit vielen Jahren im Bereich der Niederrheinischen Braunkohle palöobotanisch tätig, legt in Zusammenarbeit mit den Geologen der RWE Power AG diesen Band vor. Er ist eine zusammenfassende, bildliche Dokumentation der geologischen Verhältnisse in den Braunkohle-Tagebauen auf der Basis unzähliger Lackabzüge. Nach einer kurzen Darstellung des derzeitigen geologischen und paläobotanischen Kenntnisstandes wird die Technik der Lackabzugherstellung beschrieben und anschließend am Beispiel des Tagebaues Garzweiler im Elsbachtal nochmals detailliert geschildert. Dieser Lackabzug ist in seinen Dimensionen (12 x 8 m) der „größte Lackabzug der Welt“.

Den größten Teil des Bandes nimmt aber die photographische Dokumentation von Lackabzügen auf insgesamt 46 Tafeln ein, wobei die Verf. jeder der Tafeln eine kurze Erläuterung zur Geologie gegenüberstellen.

Der vorliegende Band sei jedem empfohlen, der sich für die Geologie der Niederrheinischen Bucht interessiert und/oder sich Anregungen für eine rationelle Anfertigung von Lackabzügen hole möchte.

 

 

 

 

Inhaltsverzeichnis

Vorwort von L. Kunde, Leiter Tagebau Garzweiler

R. GOSSMANN, H.-J. GREGOR & U. LIEVEN

Die Niederrheinische Bucht und ihre Tertiärablagerungen (Braunkohlen, Kiese, Sande, Tone), Seite 1 - 26

J. BLAESER

Anfertigung eines Lackabzuges in unverfestigten Sedimenten, Seite 27 - 32

U. LIEVEN & J. BLAESER

Der größte Lackabzug der Geo-Geschichte, Seite 33 - 44

U. LIEVEN

Lackabzüge aus dem Tagebau Garzweiler, Seite 45 - 121

 

 

L E S E P R O B E N

 

Vorwort

Die Technik des Lackabzuges (auch Lackprofil, Lackfilm, Boden-profil und Sedimenttransferpräparat genannt) wurde um 1930 durch den Geologen Dr. E. VOIGT für die Bergung von Wirbeltier-Fossilien des Geiseltales bei Halle (Saale) entwickelt. Eine fotografische Dokumentation vermag wichtige erdgeschichtliche Fakten, die bis in den mikroskopischen Bereich gehen können, nicht so eindrucksvoll und ohne Verzerrung und vor allem unter Beibehaltung des Originalsedimentes wiederzugeben.

 

Durch die inzwischen zur Verfügung stehenden Speziallacke, sowie die Verfeinerung der Arbeitsschritte, wurde die Methode zur heutigen Perfektion vorangebracht. Das Verfahren erlaubt die naturgetreue Entnahme von Lockergesteinen (z. B. Sand, Schluff, Ton) mit gut sichtbaren sedimentologischen, tektonischen oder paläontologischen Spuren. In aufwändigen Arbeitsschritten werden, mit Hilfe von Kunstharzen und Lacken, dünne aber plastische, farbgetreue und strukturierte Schichten eines Böschungsausschnittes herauspräpariert und dauerhaft auf einer festen Unterlage fixiert.

 

„Geowissenschaftliche Dokumentation beschäftigt sich heute nicht mehr allein mit dem Sammeln und Aufbewahren von Fossilien, Mineralien und Gesteinen. Auch die oft nur vorübergehend zugänglichen Profilwände unserer Aufschlüsse sind wichtige geologische Dokumente, die es zu bergen und auch zu konservieren gilt“, sagte Herr Dr. VOIGT, anlässlich der Geo-Dokumenta 1975 in Braunschweig.

 

Dies trifft natürlich auch auf die im Braunkohlentagebau Garzweiler der RWE Power AG freigelegten, meist kurzlebigen, Abbauböschun­gen mit ihren geologischen Formen und Strukturen zu. Die Tagebaue erschließen nämlich, in einem fast 20 Millionen Jahre zurückreichen-den Überblick, ständig neue Bilder der Erdgeschichte.

 

Lackabzüge sind etwas sehr Natürliches und gleichzeitig auch ein Kunstobjekt. Sie zeigen einen originalen Ausschnitt der vielfältigen geologischen Ablagerungen im Tagebau.

 

Um diese einzigartigen Spuren der Vergangenheit festzuhalten, wurde in den Braunkohlentagebauen der RWE Power AG schon 1986 mit der geowissenschaftlichen Dokumenta­tion durch Lackabzüge begonnen. Da im Tagebau Garzweiler auch weiterhin Lackabzüge angefertigt werden, ist es uns eine Freude, mit diesem Buch geologisch interessante und optisch schöne Ergebnisse dieser Kunst einem interessierten Leserkreis vorzustellen.

 

 

Lackabzüge aus dem Tagebau Garzweiler

 

Beispiel: Spurenfossil Ophiomorpha nodosa

 

In den beiden Zwischenmitteln Frimmersdorfer Sand und Neurather Sand finden sich im anstehenden Sediment immer wieder längliche, schlauchförmige Gebilde, die im frischen Anschnitt der Tagebauböschung nur im Längs- oder Querschnitt erkennbar sind. Ihr Außendurchmesser schwankt zwischen 1 und 6 cm; die längsten Röhren(teil)abschnitte, die im Sediment zu verfolgen waren, erreichten ca. 100 cm Länge. Das auffälligste Erkennungsmerkmal ist ihre warzige Außenskulptur und die stets glatte Innenwandung.

 

Die Röhren können alle möglichen Lagen im Sediment einnehmen. Meist stehen sie jedoch sehr steil, oft fast senkrecht, im Sediment. Sie werden in der Paläontologie zu den Spurenfossilien gestellt und als Grabgänge von zehnfüßigen Krebsen angesehen. Da in den abgelagerten Sedimenten jedes Anzeichen von stärkerer Strömung fehlt, kann man davon ausgehen, dass die Besiedlung der Zwischenmittel der Hauptflözgruppe bei ruhigen Sedimentationsbedingungen erfolgte. Die Gesamtheit der Röhren bildet weitläufige Systeme, die in großen Bereichen untereinander verbunden sind.

 

Da die ursprünglich wassergesättigten Sedimente leicht zu Einstürzen neigten, haben die Tiere ihre Grabgänge von der Innenseiten her mit Sedimentkügelchen zu festen Röhren ausgebaut. Hierzu verwendeten sie, wie ihre heute noch lebenden Verwandten, Krebse der Gattung Callianassa, Sandkörner o. ä., die mit Speichelabsonderungen zu festen, klebrigen Sedimentkügelchen sog. Tabletten, Pillen oder Knobs verarbeitet wurden. Durch das Aneinandersetzen dieser Knobs entsteht die charakteristische warzige Außenskulptur; die Innenwandung wird zur besseren Begehbarkeit von den Krebsen glattgeputzt.

 

Der Innenraum der Röhren ist im Tagebau Garzweiler in der Regel mit Feinsanden verfüllt, die ca. 1 – 2 m oberhalb der Fundschicht anstehen, was als Hinweis auf die tatsächliche, ursprüngliche Röhrenlänge gelten mag...

 

 

 

www.geo-lieven.com Veröffentlichungen Lackabzüge Tgb.Garzweiler Bedburg, 04.12.2006