www.geo-lieven.com Veröffentlichungen Geologie Tgb.Garzweiler Bedburg, 09.08.2006

 

Fossile Blätter aus dem Tagebau Garzweiler

 

Erschienen zum Tag der Archäologie 2006 (Selbstverlag):

 

Die Braunkohle im Rheinischen Revier entstand im Erdzeitalter des Tertiärs aus dem Pflanzenmaterial großer Moore. Das Klima war damals deutlich wärmer und feuchter als heute. Die Küstenlandschaft lag nur wenige Meter über dem Meeresspiegel des nahen Nordmeeres. An der Küste erstreckten sich kilometerweite Moore, die von weitverzweigten Flussläufen sowie von Seen und Sümpfen umsäumt wurden. Das Meer, das ursprünglich bis zum heutigen Bonn vorgedrungen war, zog sich nach und nach aus der Niederrheinischen Bucht zurück. Es kam jedoch zwischenzeitlich noch zu vereinzelten Meeresvorstößen (oder z. B. Sturmfluten) die Teile der Küstenlandschaft einschließlich der Moore mit Sand und Geröll überdeckten.

 

Nach dem Rückzug des Meeres entwickelten sich neue Moore, in denen Torfmoos wuchs. Je nach Wasserstand konnten dort auch Laubgehölze oder Nadelholz- und Mischwälder gedeihen. Sie wurden vom Torfmoos überwuchert, sobald der Wasserstand stieg. Schließlich bildeten sich auf einer küstennahen Fläche zusammenhängende, riesige Moorbereiche. Durch langsames Absinken des Untergrunds und ständigen hohen Wasserstand wuchs dieses große Moor ständig weiter, so dass in Millionen von Jahren eine bis zu 270 Meter dicke Pflanzenschicht entstand. Als der Untergrund der Niederrheinischen Bucht später schneller einsank, bildete sich ein Gefälle zwischen dem Hügelland im Süden und dem Flachland der Bucht. Die Wasser­massen urzeitlicher Flüsse bedeckten das Moor mit gewaltigen Mengen Sand und Kies, die sie aus der Eifel, dem Westerwald  und dem Bergischen Land transportierten.

 

Die ersten Moore im Rheinland entstanden bereits vor 25 Millionen Jahren. Das große Moorgebiet, das heute die Braunkohle liefert, wuchs in der Zeit vor 21 bis 11 Millionen Jahren gebietsweise völlig ungestört. Im Norden des Rheinischen Braunkohlenreviers wurde die Moorbildung aber weiterhin mehrfach durch Sedimentablagerungen von Flüsse und Seen und erneuten Meeresvorstößen unterbrochen.

 

In den Sümpfen und Mooren verrotteten die abgestorbenen Pflanzen nicht, da sie durch das Wasser luftdicht abgeschlossen waren. Mikroorganismen zersetzen die Pflanzenreste stattdessen zu Torf. Durch die Last der Deckschichten wurden die Torfpakete zusammengepresst und verwandelten sich allmählich zu Braunkohle. Tierknochen wurden dabei durch das saure Wasser meist vollständig aufgelöst. Daher haben wir nur für wenige Zeitabschnitte Kenntnis über die damalige Tierwelt. Im Sand einer etwa 13 Millionen Jahre alten Flussrinne wurden Knochenreste und Zähne von Affen, Bibern, Fischen, Hamstern, Krokodilen, Mäusen, Urelefanten, Nashörnern, Wildschweinen, Schildkröten und anderen Tieren gefunden. Im Moor und der angrenzenden  Küsten- und Flusslandschaft breitete sich eine üppige, artenreiche Pflanzenwelt aus, zu der damals auch noch Palmen gehörten.

 

Gegen Ende des Tertiärs, am Übergang vom Miozän zum Pliozän, wurde die sog. Hauptkiesserie abgelagert. Diese Schichten aus hellgrauen bis organgefarbenen Grobsanden mit Kieslagen sind im gesamten Abbaugebiet Garzweiler zu finden. Die Gerölle sind fast ausschließlich Milchquarze und Kieselschiefer. Mäandrierende und miteinander verflochtene Flüsse haben sie hierher transportiert.

 

Die hier ausgestellten, fossilen Blätter stammen aus einer Tonlinse, deren Sediment in einem See oder dem Stillwasser eines abgeschnittenen Flussarmes abgela­gert wurde. Sie wurden im Herbst 2004 geborgen und sind ca. 5 bis 7 Millionen Jahre alt. Die Funde belegen eine weitere Abkühlung des tertiären Klimas und zeigen eine artenreiche, überwiegend sommergrüne Auen- und Mischwaldflora.

(Überarbeitet nach „Entstehung der niederrheinischen Braunkohle“ - Infomaterial der RWE AG)

Herzlichen Dank an Herrn R. Goßmann, Bonn, für die Unterstützung bei der Bestimmung der Blätter und die Durchsicht des Textes

www.geo-lieven.com Veröffentlichungen Geologie Tgb.Garzweiler Bedburg, 09.08.2006