www.geo-lieven.com Veröffentlichungen Geologie Tgb.Garzweiler Bedburg, 20.03.2006

 

Geologie im Tagebau Garzweiler

 

Erschienen im Tagebau Garzweiler (Selbstverlag) als Kurznotiz mit folgendem Text:

 

Geologisches zum Tagebau Garzweiler

Die Niederrheinische Bucht bildete sich im Tertiär und Quartär über bis dahin relativ wenig abgesunkenen Schichten des Erdmittelalters (Mesozoikum). Die Absenkung der Bucht führte zur Ablagerung erheblicher Sedimentmächtigkeiten, so dass im Zentrum der Bucht (bei Bergheim) annähernd 1300 m Lockergestein und Braunkohle abgelagert werden konnten. Es sind zunächst marine Ablagerungen der weit nach Süden (bis etwa zum heutigen Bad Godesberg) vorstoßenden Nordsee, später im Verlauf ihres Rückzuges auch kontinentale Ablagerungen. Mit dem Zurückweichen des Meeres bildeten sich mehrfach ausgedehnte Küstenmoore, die uns heute in Form eines bis zu 100 m mächtigen Braunkohlenlagers erhalten sind. Vor der auflastbedingten Komprimierung dürften die Torflager ursprünglich insgesamt ca. 270 m mächtig gewesen sein.

Der Tagebau Garzweiler liegt im mittl. Teil der Niederrheinischen Bucht auf der Venloer-Scholle, der nördlichen Verlängerung der Kölner-Scholle. Erschlossen ist die tertiäre Schichtenfolge vom Liegenden des Flözes Morken II (Hor.5B) bis zur Hauptkies-Serie (Hor. 8). Das Tertiär wird im Wesentlichen durch die pleistozäne Hauptterrasse (Hor. 16) und weichselzeitlichen Löß überlagert. Das Pliozän mit der Rotton-Serie und der Reuver-Serie ist, bis auf Reste im Horizont 8 und Horizont 11, erodiert.

Die im Abbaugebiet Garzweiler vorkommenden Kohleflöze (Morken I, Frimmersdorf und Garzweiler - Hor. 6A-6E) werden der Hauptflöz-Gruppe der Ville-Schichten zugeordnet, während Flöz Morken II (Hor. 5C) nicht zur Hauptflöz-Gruppe gestellt wird.

Im Gegensatz zu den südlicheren Tagebauen ist das Hauptflöz durch den Frimmersdorfer Sand (Hor. 6B) in die beiden Teilflöze Morken und Frimmersdorf getrennt. Dieser bildet eine kurzzeitige marine Ingression ab und enthält eine gut auflösbare Schichtenfolge und vor allem konservierte Grabgänge und Wohnbauten von Krebsen (Ophiomorpha nodosa). Der Frimmersdorfer Sand ist auf den Tagebau Garzweiler beschränkt. Der Neurather Sand (Hor. 6D) ist dagegen in der ganzen Niederrheinischen Bucht entwickelt und auch von größerer Mächtigkeit. Er dokumentiert ebenfalls eine kurzzeitiges marines Vordringen. Das nachfolgende Flöz Garzweiler entwickelte sich dann nicht mehr wie die beiden älteren Flöze zuvor, sondern blieb sehr geringmächtig.

Die Hauptkies-Serie (Hor. 8) stellt die Übergansschicht zwischen Miozän und Pliozän dar. Als Sedimentfracht führt die Hauptkies-Serie vor allem gut gerundete weiße Gangquarze und schwarze Kieselschiefer die in verzweigten Flusssystemen abgelagert wurden. Daneben umfasst sie auch Stillwasserablagerungen mit Pflanzenresten die zur genauen stratigraphischen Zuordnung genutzt werden. Am Ende des Miozäns wurde das Klima deutlich kühler, so dass aus der Basis der Hauptkies-Serie der Fund des bisher jüngsten Palmenstammrestes in der südlichen Niederrheinischen Bucht stammt.

Das nachfolgende Pleistozän brachte mächtige Kiese und Sande der Hauptterrasse, die als frühe Bildung des Rheins und der Maas weit nach Norden zu verfolgen sind. Damals lag der Meeresspiegel ca. 100 m tiefer als heute, und der Transportweg zur freien Nordsee war bis zu 300 km länger. Es bildeten sich die rheinparallelen Flussläufe Erft und Rur.

Während der Eiszeiten blieb die Niederrheinische Bucht frei von nordischem Gletschereis. Findlinge (sog. Driftblöcke) sind Relikte dieser Eiszeiten, die im Quartär in die Bucht gelangten und mehrere Tonnen schwer sein können. Sie lösten sich während der tief in den Boden reichenden Vereisung aus ihrem Gesteinsverband und wurden durch Gletscher und Schmelzwasser transportiert. Auf Eisschollen gelangten sie bis ins heutige Revier und wurden hier abgelagert.

www.geo-lieven.com Veröffentlichungen Geologie Tgb.Garzweiler Bedburg, 20.03.2006