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Garzweiler-Geo-Info

7. Garzweiler-Geo-Info

Bedburg, 09.10.2011

 

8. "Garzweiler-Geo-Info"

 

Taxodioxylon germanicum aus dem Tagebau Garzweiler

 

Ende April 2011 wurde im Liegendsand unterhalb von Flöz Frimmersdorf, dem mittleren der drei Flöze im Tagebau Garzweiler, ein sensationeller Fund gemacht. Der Schaufelradbagger legte auf der 5. Sohle des Tagebaus einen riesigen fossilen Baumstamm frei, der mit 9,50m Länge einen Durchmesser von 80cm vorweist. In den Archiven des Unternehmens, die bis zum Ende des 19. Jahrhunderts zurückreichen, ist kein größerer Fund dokumentiert!

 

Eine Holzprobe wurde an der Universität Utrecht von Dr. J. v.d. Burgh als Taxodioxylon germanicum bestimmt. Dem Namen nach ist dies ein Vorläufer der heutigen Sumpfzypresse (Taxodium distichum), wird aber nach neuesten Forschungsergebnissen zur Sequoia gestellt. Entsprechend der Deutschen Stratigraphischen Tabelle, wird der Fundschicht ein Alter von ca. 14 Mio. Jahren zugeordnet.

 

Neben der schieren Größe des Fundes ist der überaus gute Erhaltungszustand besonders bemerkenswert, da daraus u.a. auch die Einbettungsumstände rekonstruiert werden können.

 

Der Stammquerschnitt ist annähernd kreisrund, woraus geschlossen werden darf, dass der Baum nicht Bestandteil des tiefer liegenden Flöz Morken gewesen ist, sondern als solitäres Treibholz im damaligen Küstenbereich der Proto-Nordsee angeschwemmt wurde. Vom überlagernden Flöz Frimmersdorf war er durch etwa 2m marinen Sand deutlich getrennt. Desweiteren ist der Prozess der Inkohlung des Stammes im Vergleich zu den Braunkohleschichten darüber und darunter kaum fortgeschritten.

 

Es konnten keinerlei Spuren von Insektenbefall oder Spuren von Bohrmuscheln festgestellt werden, so dass die Liegezeit im Waser relativ kurz gewesen sein muss und die Einbettung im Sand wohl schnell erfolgte.

 

Die Wachstumsringe sind am Stammquerschnitt sehr gut abzulesen – es wurden über 500 ausgezählt. Allerdings könnte der Baum auch deutlich älter gewesen sein, da das äußere Holz und die Rinde fehlen.

 

Abzweigungen von größeren Ästen wurden nicht gefunden und über die ganze Länge des Stammes bleibt der Durchmesser unverändert. Somit ordnen wir das Stück dem unteren Mittelteil eines deutlich höheren Baumes zu.

 

Vor Ort wurde der Fund in drei gleichgroße Teile zersägt, was mit einer handelsüblichen Kettensäge einfach zu bewerkstelligen war.

 

Ein Drittel des Stammes wurde im Sägewerk Mertes in Wereth, das kurz hinter der belgischen Grenze liegt, in 15cm dicke Scheiben gesägt. Dazu gibt es im Internet ein Video zu sehen - www.youtube.com/watch?v=XmtVeul59VU. Das Sägewerk war einen ganzen Tag lang ausschließlich mit dieser Spezialarbeit beschäftigt.

 

Die Baumscheiben werden z.Z. in einer Polyethylenglycol-Lösung gelagert und sollen so in den nächsten beiden Jahren konserviert werden und anschließend ihren Weg zu Museen und Forschungsinstituten finden.

Die beiden anderen Stammteile wurden bei einem großen Pressetermin in einen Container verladen und zur Maschinenabteilung des Tagebaus transportiert. Mittels sog. Bigbags wurde der Container dort mit Sand aufgefüllt wodurch die Stämme nun langsam austrocknen können und durch das Gewicht des Sandes in Form gehalten werden. Bei kleineren Baumstämmen haben wir diese beiden Konservierungsmethoden bereits erfolgreich angewandt, bei den nun vorliegenden Dimensionen betreten wir konservatorisches Neuland.

 

Zu guter Letzt – der Dank an die an der Bergung Beteiligten.

 

Dem Finder:

H. Wolski, RWE Power AG

 

Den Helfern (in alphabetischer Reihenfolge):

H. Bläser, RWE Power AG

H. Dr. v.d. Burgh, Universität Utrecht

H. Dr. Gregor, Paläo-Bavarian-Geological-Survey

H. Hartkopf-Fröder, Geol. Dienst NRW

Fr. Hoeboer, RWE Power AG

H. Kunde, RWE Power AG, Leiter Tgb. Garzweiler

H. Maqua, RWE Power AG

H. Mertes, Sägewerk Mertes

H. Plonczynski, RWE Power AG

H. Renneberg, RWE Power AG

H. Sterken, RWE Power AG

 

und insbesondere ein herzliches Dankeschön den zahlreichen hier ungenannten Mitarbeitern der einzelnen Betriebsabteilungen im Tagebau Garzweiler und des Sägewerks Mertes. Ohne eine gelungene Teamarbeit ist ein solcher Fund nicht zu stemmen und das im wahrsten Sinne des Wortes, da der Baumstamm im bergfeuchten Zustand geschätzte 4,5 Tonnen wog.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

       
       

 

Taxodioxylon germanicum

Tagebau Garzweiler, 5. Sohle

mittl. Miozän, Frimmersdorfer Sand, Hor. 11

 

Eine CD-ROM , mit vielen Fotos und weiterem, umfangreichen Info-Material zum Fund können Sie gerne bei mir (siehe Kontakt) bestellen. Der Preis hierfür beträgt 5 Euro, incl. Schutzgebühr, Porto und Verpackung.

 

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Bedburg, 09.10.2011