Feuersteine |
|
Bedburg, 21.06.2006 |
Im Hangenden von Flöz Frimmersdorf wurden (im ehemaligen Tagebau Fortuna-Nord) bereits 1951 umfangreiche Feuersteinlagen beschrieben. Auch weiter nördlich wurden schon damals diese Vorkommen durch Bohrungen nachgewiesen. Im Zuge des durch den Tagebau Garzweiler bedingten Abbaues, gelangen diese auffälligen Schichten immer wieder ans Tageslicht, allerdings ist die Fundstelle der Öffentlichkeit nicht zugänglich.
Es handelt sich um Geröllstreifen von einigen hundert Metern Breite und mehreren Kilometern Länge. Die Mächtigkeit der Lagen schwankt von wenigen Zentimetern bis zu mehr als 2 m. Die meist eiförmigen, grau-weißen bis bläulichen Feuersteine haben in der Regel einen Durchmesser von etwa 2 - 5 cm und sind in den Abbauböschungen des Tagebaus Garzweiler an wenigen Stellen als helles Geröllband zu erkennen.
Es sind eindeutig marine Sedimente, die durch starke Strömung gleichförmig gerundet wurden. Aufgrund großflächiger Untersuchungen und einer dabei festgestellten gleichmäßigen Ausrichtung in nord-östlicher Richtung wurde erkannt, dass es sich um „Strandkiesel“ - sog. „Wallsteine“ - aus Uferwällen der tertiären Nordsee handelt, die durch Küstenversetzung von Westen her in die Niederrheinische Bucht hineingelangt sind. Sie lassen sich bis in die niederländische Provinz Limburg immer im gleichen Horizont verfolgen. Ursprünglich stammen sie aus der Oberkreide im Aachen-Limburger Bereich, bzw. aus den angrenzenden, heute nicht mehr mit Kreidesedimenten bedeckten Randgebieten des Hohen Venns und der Ardennen.
Sie sind ca. 80 Millionen Jahre alt und wurden im Miozän, vor ca. 10 Millionen Jahren, im Bereich des sog. "Jackerather Horstes" erneut abgelagert.
Ein befreundeter Sammler aus Lübeck (Thomas Budler, siehe auch unter "Links") hat die Stücke in seiner Trommelschleifmaschine poliert. Der Schleifvorgang zieht sich, unter Einsatz verschiedener Schleif- und Poliermittel, über ca. 750 Stunden hin – ein Aufwand, der sich angesichts der prächtigen Ergebnisse durchaus lohnt. Dadurch haben die Stücke optisch deutlich an Ausdruckskraft gewonnen. Sie werden in meinem Freundeskreis als Briefbeschwerer, Handschmeichler, Dekorationsobjekte und sogar als "Heilsteine" genutzt.
Für mich als Fossiliensammler war dagegen eher der Nachweis von Fossillien(resten) in diesen Schichten eine interessante Herausforderung. Nach langem Suchen wurde im Sommer 2003 der erste Abdruck von Ambulakralfeldern eines Seeigels gefunden. Bei der Durchsicht der polierten Feuersteine fallen seit dem immer wieder Stücke mit zarten Hinweisen auf den Fossilieninhalt (Seeigelstachel, Seeigelplatten, Schwammabdrücke, Muschelschalen usw.) auf.
Darüber hinaus gibt es manchmal Feuersteine, die durch Wind- und Sandeinwirkung eine natürlich polierte Oberfläche aufweisen, sowie seltene Exemplare mit einem hauchdünnen Pyrit/Markasit-Anflug. Im Mai 2006 wurde ich über ein neues Vorkommen dieser pyritisierten Feuersteine in einem sandigen Zwischenmittel von Flöz Frimmersdorf informiert. Eine Nachgrabung auf der 3. Sohle brachte einige dieser "goldenen" Stücke ans Tageslicht. Die eigentliche Fundstelle bzw. Fundschicht im fast 30 km² großen Tagebau Garzweiler war eine Sandlinse von nur ca. 1 m Länge. Das eingespülte Feuersteinband war ca. 25 cm mächtig und nur die obersten Steinlagen wiederum waren teilweise pyritisiert. Meinem Kollegen H. Meisen und seiner "Truppe" danke ich hiermit nochmals für den spontanen Hinweis auf das Vorkommen. Ohne die Aufmerksamkeit der zuständigen Mitarbeiter vor Ort würden solche im Grunde winzigen Fundstellen nicht bekannt und somit weder untersucht noch geborgen.
Auf den folgenden Fotos finden Sie zuerst eine Auswahl der o. g. Fossiliennachweise, einige Fotos der Feuersteine mit Pyrit-Anflug und im Folgenden eine kleine Kollektion der polierten Exemplare.
Auf Grund ihrer äußeren Form werden diese Steine in der Fachliteratur als „Maas-Eier“ bezeichnet (nicht zu verwechseln mit Maas-Schotter-Feuerstein, der nicht gerundet ist). In der Mittelsteinzeit wurden diese Feuersteine teilweise sogar zu Werkzeugen verarbeitet. Die folgenden Fotos zeigen solche Exemplare jeweils von der runden Außenseite und von der abgeschlagenen Innenseite. Die Stücke sind zwischen 3 und 6 cm groß und stammen aus der "Sammlung Farnung" in Leverkusen.
|
Literaturhinweise:
BAJOR, M. (1958): Beobachtungen über Fazies, synsedimentäre Tektonik und Schwimmsandintrusionen in der Grube Neurath; Fortschr. Geol. Rheinld. und Westf.; Krefeld
KARRENBERG, H. (1958): Mächtigkeit und Faziesentwicklung des Mittels zwischen den Flözen Garzweiler und Frimmersdorf; Fortschr. Geol. Rheinld. und Westf.; Krefeld
Albers, H.-J. (1981): Feuersteingerölle im Oligomiozän der Niederrheinschen Bucht. Fortschr. Geol. Rheinld. und Westf.; Krefeld
GROSS, G. (1990): SEDIMENT 90, Exkursionsführer zum 5. Sedimentologen-Treffen in Bonn; Universität Bonn
Feuersteine |
|
Bedburg, 21.06.2006 |